Von Seifenblasen und Realisten

Seifenblasen schillern so schön und schweben leicht daher. Bis sie anecken. Das zerstört sie. Mit Träumen ist es ähnlich, sobald sie auf die Realität treffen.

Du sagst, es erdrückt einem das Gemüt,
Wenn monatelang alles nur Regen, Matsch
Und graue Laune ist.
Jeder dreht seine Kreise im eigenen Zimmer,
Eckt manchmal an und bekommt gar nicht mit,
Wie sehr er die Welt vermisst.

Also komm wir lassen alles stehen, wie es ist.
Bis übermorgen oder bis uns irgendwer vermisst.
Komm wir lassen alles stehen, wie es ist.
Bis übermorgen oder bis uns irgendwer vermisst.

Auf der Straße hör ich nur noch: es muss ja –
Und das tut es eben nicht *

Ok, wieso nicht, wenn einen nur noch die triste Belanglosigkeit hier hält. In dieser verrückten Zeit ist alles möglich, warum nicht seinen Mut zusammennehmen und seine Träume verwirklichen? Dem Alltag für eine Weile entfliehen und neue Horizonte erkunden?

Wir sind jung, uns hält nicht viel, also brechen wir auf. Sicherheiten und Doppelhaushälften gehören unserer Elterngeneration. Wir hingegen sind ja so flexibel. Unliebsame Kontakte lassen sich mit einem Klick entfreunden und gearbeitet wird hier und da in hippen Co-Working-Spaces oder mit freshen Start-ups. Wenn eh schon alles unsicher scheint, dann lass uns wenigsten Spaß an und in der Unverbindlichkeit haben. Mit der Realität beschäftigen wir uns dann später…

Ich mag es, wie aus freiem Fall,
aus blauem Himmel, lautlos, fast überall
leere Worte auf den Boden prallen
und wir aus allen Wolken fallen.

Kommt vor, dass wir die Augen verdrehen
und dieses Theater nicht mehr verstehen.
Kommt vor, dass uns der Mut vergeht,
Mutter Courage nur blöd im Weg rum steht.

Ich mag es – wie Sprachblasen platzen,
wenn sie vor uns auf das Pflaster klatschen,
denn Sprechblasen machen so gut wie keinen Rabatz,
sie machen nur ganz leise: Platz *

Shit. Wieso ist es so verdammt schwer, das Leben „leicht zu nehmen“? Bei Instagram, Facebook & Co sieht es so einfach aus. Ein Leben wie im Lifestyle-Magazin. Bis plötzlich die Blase platzt. Wenn man die Welpenschutzphase des Berufsanfängers längst verlassen hat und Papi nicht mehr um Geld fragen kann. Wenn sich mit diesen hippen Freelancer-Jobs die Rechnungen nicht so recht bezahlen lassen wollen. Wenn andere um einen herum Familien gründen oder die Karriere nicht nur starten, sondern durchziehen und man selbst völlig planlos ist. Wenn man feststellt, dass man sich als Teenie sein jetziges Ich irgendwie ganz anders, viel gefestigter vorgestellt hätte. Wenn Altersvorsorge, Versicherungen und Steuererklärungen von langweiligem Erwachsenenkram zu notwendigen (beruflichen) Existenzgrundlagen werden und als Ballast auf den Schultern lasten.

Wenn Träume sich in Luft auflösen und wie Seifenblasen platzen, wenn sie an die Realität anecken, dann geschieht es leise. Es tut höllisch weh, aus allen Träumen zu fallen. Das haben wir nun davon, von unserem ständigen „Mit der Realität beschäftigen wir uns dann später…“-Gequatsche.

Und dann kommt da einer und sagt, er sei nur Realist
Und tut so, als wenn die Realität
Nur eine Kleinigkeit für ihn ist.
Steht da wie einer, der Wahrheit aus Suppenkellen frisst.
Ich glaube keinem, der sagt, er sei nur Realist.
….
Ich glaube keinem, der sagt, er sei nur Realist,
Weil dieser Satz doch ganz
Genau so blöde wie abgedroschen ist.
Wenn die Realität nur eine Kleinigkeit für ihn ist,
Mag er ein Arschloch sein, aber bestimmt kein Realist. *

Will man dem Bild unserer Generation gerecht werden und sich ausprobieren, warten schon die verhöhnenden Zeigefinger auf unser Scheitern. Aber hey. Wir haben ein Privileg. Wir dürfen unsere Träume leben. Das stellt uns vor ganz neue Herausforderungen als die vergangenen Generationen. Einem Traum hinterher zu sehnen fühlt sich anders an, als einen Traum tatsächlich zu leben und zu merken, dass er nicht passt. Dass all unsere hoffnungsschwangeren, illusorischen Worte sich in Luft auflösen. Oder dass trotz allen Mühen Träume am Ende doch an der Realität zugrunde gehen. Nur was ist die Alternative? Unsere Chance gar nicht erst nutzen, weil manches platzt? Es sich in einem Leben bequem machen, das einem eigentlich gar nicht passt, nur um dann die anderen naseweis belächeln zu können? Nein, das Leben ist nicht dauerhaft easy-going und schillernd schön wie es in Social Media gefeiert wird. Und keine Entscheidungen zu treffen aus Angst vor falschen ist keine coole Unverbindlichkeit, sondern feige. Doch wir haben das Privileg, immer wieder neue Träume zu entwickeln, sie zu gestalten und auszuprobieren. Unsere Generation sei so flexibel. Na dann sind wir flexibel! Dann lasst es uns nicht zu einfach machen, lasst uns auch mal auf die Schnauze fliegen und lasst uns Seifenblasen pusten! Wenn welche zerplatzen, zaubern wir neue.

Na, wer hat es erraten? Die Lyriczeilen sind von einem grandiosen deutschen Künstler und (v.a. früher) Straßenmusiker. Die Band live zu erleben geht unter die Haut. Jedes Mal. Jedes Konzert ist anders, eigen und ein Erlebnis, woran man sich lange erfreut. Die Auflösung erfahrt ihr HIER.

Jetzt ganz NEU im Freitagsblog: Freitagsegfühle gibt es nun auch auf die Ohren!

3 Songtexte sind in dem Text oben eingebaut. Hier könnt ihr sie in voller Länge hören.

Allen, die sich nicht (kostenlos) bei Spotify anmelden möchten, sei dieses YOUTUBE-Video empfohlen…

* Die eingerückten Zeilen sind Songtextzeilen von dem großartigen Felix Meyer. Alle Urheberrechte gehören ihm bzw. dem Plattenlabel. 

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