Die letzten Zeilen … Adiós!

Der Anfang vom Ende?!

Abschied der Freitagsgefühl Redaktion
Im neuen Jahr warten leere Seiten darauf, dass du sie in bunten Farben tauchst. Mach was draus!

Dieser Beitrag sollte ein bombastisches Finale werden, der krönende Abschluss eines Jahres und überhaupt. Sorgfältig ausgefeilte Sätze, überraschende Wenden und mitreißende Überschriften. Und die Bilder erst!

Tja, nun sitze ich hier. In knapp zwei Stunden ist der Freitag vorbei – es wäre der erste Freitag ohne einen Beitrag seit anderthalb Jahren. Lange Arbeitstage, Urlaub, Krankheit, Hund, Events, technische Störungen und Kreativlöcher. All dem trotzte ich, teils unter gehöriger Kraftanstrengung und halben Nervenzusammenbrüchen.

Gerade zwei Stunden bleiben mir bis zur Mitternacht, um nach den perfekten Bildern zu suchen und den allerbesten Beitrag zu schreiben, den es auf Freitagsgefühl je gab und vor dem ich mich seit Wochen drücke.

Freitags im Hotelzimmer…

Es klingt beinahe klischeehaft autorenmäßig: Ich hocke auf einem weiß bezogenen Bett in einem Hotelzimmer mit wunderschönem Blick auf die Natur (den man jetzt im Stockfinsteren natürlich prima erkennt) und bin leicht beduselt vom guten Essen und selbstgebrauten Bierchen im Brauhaus. Weil ich die letzte Nacht quasi durchgearbeitet habe, lähmt die Müdigkeit meine Gedanken, noch bevor sie zum Sprung ansetzen.

Eigentlich ist die Situation passend: Denn die letzten Wochen, ja Monate waren kräftezehrend. Träume platzten, und still und heimlich gediehen neue Visionen. Ich stellte alles infrage und auf dem Kopf, krempelte mein Leben komplett von innen nach außen und durchkreuzte all meine Pläne – ungeplant und ungewollt. Das Jahr glich einer Achterbahn und die macht auf Dauer müde, egal wie aufregend sie ist. Ich steige mit einem endorphingeschwängertem Lächeln aus und freue mich auf das neue Jahr. Auch 2018 werde ich wieder voller Begeisterung und Leidenschaft die Ärmel hochkrempeln  – nur hoffentlich nicht wieder mein ganzes Leben.

 

Der Fluch der Professionalität in der Bloggerwelt

Schließt sich eine Tür, öffnet sich eine neue
Trau dich, unbekannte Türen zu öffnen. Es könnte dein persönliches Paradies dahinter warten. Nichts muss perfekt sein. Auf ins Abenteuer!

Nun sitze ich also hier in diesem Hotelzimmer mit dem Wahnsinnsausblick, den man nicht sieht; dem Herz voller glücklicher Freitagsgefühle und der Kopf bleiernd schwer vor angenehmer Müdigkeit. Und vor allem sitze ich in einem Hotelzimmer, das digital vollkommen abgeschnitten ist von der Außenwelt. Kein Mobilfunkempfang, kein Wlan, kein LTE und noch nicht einmal Edge. Da kann ich mich auf den Kopf stellen, und der Beitrag wird trotzdem nicht rechtzeitig veröffentlicht. Und das ausgerechnet zum fulminanten Finale! Dennoch erkämpfe ich mir die Zeilen, sodass ich zumindest stilecht den Beitrag an einem Freitag, nein, am letzten Freitag in 2017, verfasse. Ohne Raffinessen, nur die plumpen Gedanken, so wie sie gerade herauspurzeln.

War das nicht eigentlich sogar mal der Ursprungsgedanken von Blogs? Ganz ehrlich, ich schäme mich beinahe dafür, eine „Bloggerin“ zu sein. Denn erfolgreiche Blogs ähneln heute erschreckend oft eher Amazonbeschreibungen denn Tagebucheinträgen. Es gibt dutzende Tipps, wie ein Blogbeitrag „erfolgreich“ wird und wie sich damit Geld verdienen lässt. Mit der Professionalität kam die Langeweile.

Meine subjektive Bloggerwelt hat sich verändert. Mich persönlich inspirieren nur noch sehr wenige Blogs und ich fühle mich unwohl in dieser Bloggerwelt, die zunehmend von ferngesteuerten Algorithmen lebt. Wenn Facebook mich gängelt, nur damit mein Beitrag „rankt“ und Facebook damit bestimmen kann, wie viele Leute meinen Blog überhaupt angezeigt bekommen, dann stimmt mich das traurig.

Noch nie wollte ich mit dem Freitagsblog Geld verdienen oder mich verkaufen und verbiegen, um höhere Reichweiten und Klickzahlen zu erreichen. Ich besitze darum nicht mal ein Media Kit. Ich schreibe, weil ich was mitzuteilen habe. Voll oldschool, ne?! Hat ja gar nix mit Konsum zu tun… Ich liebe die Philosophie, die hinter „Freitagsgefühl“ steckt und ich selbst muss mich oft genug daran erinnern und festhalten. Ein bisschen mehr Freitagsgefühle kann das Leben so sehr versüßen. Den Mut beflügeln, die Leichtigkeit heraufbeschwören und kleine Alltagsmomente verzaubern. Jeder von uns kann das. – Sogar ganz ohne Konsum. Macht es aber leider nicht.

Und so ist der Freitagsblog mein Herzensprojekt geworden. Endlich mal was, das ich durchgezogen habe. Ha! Da habe ich es mir aber bewiesen! Doch mittlerweile muss ich mir nichts mehr beweisen. Weil ich nämlich endlich bei mir angekommen bin. Mein Rückgrat, Selbstbewusstsein und Leichtigkeit wiedergefunden habe.

 

Ich schreibe nicht, weil ich es liebe zu schreiben

Oh ja, wie sehr behaupten andere Blogger immer wieder, dass sie das Schreiben so sehr lieben. Für mich wäre das eine Lüge. Für mich ist Schreiben ein Kampf. Mal der Kampf um die perfekte Formulierung in einem beruflichen Schreibauftrag und mal ein ganz persönlicher Kampf meiner Emotionen, ausgetragen via Stift oder Tastatur. Oh ja, Stift. Wieder mal so oldschool. Ich gehöre tatsächlich zu der Riege der waschechten Schreiberlinge, die überall dutzende angefangene Notizbücher herumfliegen haben und selbst auf Servietten noch Satzfetzen festhalten. Vielleicht bin ich deshalb Redakteurin geworden und nicht Journalistin: Weil Schreiben für mich Kampf und Befreiung gleichermaßen bedeutet und nicht ein bloßes Instrument im Job. Ich liebe die Welt der Buchstaben so sehr, dass sie mich manchmal beinahe auffressen.

Nicht mal Zeitung kann ich lesen, weil mich die vielen Rechtschreibfehler nervös zappeln lassen.

Im Job übrigens macht mir der Schreibprozess an sich nur selten Freude, aber das Ergebnis freut mich dann umso mehr.

 

Suchen, Finden, Loslassen

unbekannte Wege
Freitagsgefühle: Die Kunst, die stillen Details zu genießen und sich glücklich in den Moment zu verlieben. Diese Treppe führt abwärts, dafür direkt ans Meer. Wohin führt deine?

Das Jahr 2017 war für mich ein Jahr des Suchens und Findens und Erfindens – und des Loslassens.

Im März stürzte ich mich statt in die Wellen Fuerteventuras in das Abenteuer Landleben. Seit August stecke ich in einer neuen beruflichen Herausforderung. Erstmals kann ich alles, aber auch wirklich alles anwenden, was ich je erlernt habe. Erstmals passen meine Fähigkeiten und Eigenschaften perfekt zu meinem täglichen Tun. Ich liebe es, weder unter- noch überfordert zu sein, sondern mit lachendem Herzen und ansteckender Leidenschaft meine Energie in ein wahnsinnig tolles Projekt zu stecken. Unglaublich bewegende Menschen mit ihren Schicksalen, Persönlichkeiten und Qualitäten durfte ich kennenlernen. Sie alle bereichern mein Leben so ungemein! Dafür bin ich dankbar.

 

Freitagsgefühle siegen über den Freitagsblog

Aber gerade, weil so vieles gewachsen ist, passen einige Dinge nicht mehr. Dazu gehört der Freitagsblog.

Die Freitagsgefühl Redaktion ruht bereits seit Monaten vorerst in ihrem Tun bis auf kleinere Gelegenheitsarbeiten. Und ab 2018 soll es auch den Freitagsblog für unbestimmte Zeit nur sporadisch geben. Wer trotzdem keinen Beitrag verpassen möchte, kann ihn abonnieren auf der Website und bei Facebook.

Doch warum?

1) Huch, schon wieder Freitag?

Die Zeit für aufwendige Recherchen und inspirierende Interviews fehlt einfach. Doch genau das liebe ich. Mittlerweile gleicht der Blog mehr einer lästigen Pflicht. Statt meinen Freitagabend voll auszukosten (seit meiner Anstellung habe ihn bitter nötig), muss ich mich an die Tastatur zwingen, während die anderen weiter feiern oder bereits schlafen. Unter der Woche bleibt gar keine Zeit und am Wochenende blinken die Akkus auf Reserve. Da treibe ich mich lieber draußen herum, lese lieber und schreibe einfach für mich, ohne mich um den technischen Schnickschnack kümmern zu müssen. Frei von Druck. Denn wie soll ich euch vom Freitagsgefühl erzählen, wenn ich nicht mal selbst imstande dazu bin, es selbst zu leben?

2) Argh, das Internet ist schon wieder tot

Es gibt noch einen weiteren Grund, der schwerer wiegt als die Zeit. Das ist der ewige Kampf mit der Technik. Sei es mit WordPress, SEO oder Facebook. Und seitdem Facebook so dermaßen offensichtlich bestimmt, wie viele meinen Blog überhaupt lesen können, habe ich keine Lust mehr. Es ging mir nie um große Reichweiten. Aber wenn selbst treue Leser durch dämliche Algorithmen meine Texte nicht mehr erhalten und durch technische Defekte die Website-Abos nicht mehr zuverlässig laufen, dann frustriert mich das. Wirklich rasend macht mich allerdings, dass dieser ganze technische Schnickschnack (Bild auswählen, verkleinern, hochladen, mit Attributen versehen, Keywords und Metadescription verfassen, Überschriften einfügen, formatieren, facebook-kompatibel gestalten, in den sozialen Netzwerken teilen) mehr Zeit frisst als die eigentliche Tipperei.

Man bedenke: Auf dem Land gleicht das Internet eher einem holprigen Feldweg als einer ausgebauten Autobahn. Manchmal geht einfach gar nichts mehr und nur mit viel Geduld lädt dann minutenlang mal ein Bild. Wozu sich den ganzen Stress antun?

3) Ups, da ist Herzblut ausgelaufen

Ich schrieb den Blog anfangs aus Marketinggründen. Irgendwann wurde es mein Herzensprojekt und meine persönliche Challenge, mal was kontinuierlich durchzuziehen. Ich merkte plötzlich, dass ich andere Menschen bewegen und sie zum Nachdenken, Schmunzeln oder Mutigsein anregen kann. Das wiegt seeeehr schwer, weil es für mich eine wahnsinnig hohe Bedeutung hat. Das lässt sich natürlich nicht aufwiegen. Allerdings werde ich stark in meinem neuen Job gefordert. Ich stecke viel hinein und bekomme unglaublich viel zurück. Es erfüllt mich. Ich muss mir nicht länger etwas beweisen und bevor ich etwas nur noch halbherzig tun kann, lasse ich es lieber bleiben.

 

Der Anfang vom Ende?!

Wiebke steckt hinter der Freitagsgefühl Redaktion
Wiebke steckt hinter der Freitagsgefühl Redaktion. Sie liebt Sonne, Wärme, Surfen, Meer, ihren Hund und ihren Freund. Und die Welt der Buchstaben. Sie lässt sich leicht begeistern und steckt am liebsten alle damit an.

So viele Gedanken, so viel Unordnung. Keine wohlgeformten Sätze und keine wunderschöne, suchmaschinenoptimierte Prosa. Kein fulminantes Finale. Dafür aber schonungslose Ehrlichkeit und Authentizität. Und genau da bin ich mir letztendlich ja doch stets treu geblieben.

Ich danke euch dafür, dass ihr euch jeden Freitag über meine Beiträge gefreut habt. Ich danke euch für jeden lieben Kommentar, jeden gut gemeinten Rat und jeden wertvollen Gedankenanstoß.

War es das nun also? Beginnt hier das Ende des Freitagsgefühls? Nein!

Die Freitagsgefühl Redaktion pausiert mehr oder weniger und der Freitagsblog wird künftig sehr sporadisch erscheinen. Das lässt mein Herz bluten. Doch hey, nach anderthalb Jahren seid ihr bestens gerüstet für ein Leben voller Freitagsgefühle. Ihr habt gemeinsam mit der Freitagsgefühl Redaktion mutige Menschen kennengelernt, die ihren Traum einfach leben. Ihr seid mit allerhand Geheimtipps rund um Leipzig ausgestattet und ihr habt jede Menge Sprüche und gute Gedanken im Gepäck. Vielleicht braucht ihr den Blog ja gar nicht mehr so dringend?

Für mich jedenfalls bedeutet dieser zugegeben bleischwere Schritt zugleich, dass ich künftig mein Freitagsgefühl leichten Fußes genießen kann – ohne mich mit einer selbst auferlegten Pflicht zu gängeln, der ich einfach nicht mehr so gerecht werden kann, dass ich es vertreten könnte.

Ganz still wird es freilich nicht, auch weiterhin werde ich euch kleinere Gedankenschnipsel, spannende Begegnungen und träumende Bilder nicht vorenthalten.

 

PS: Klitzekleine Bitte an dich

PS: Wie gerne würde ich euch einen schlauen Abschiedsspruch mit auf dem Weg geben. Doch ohne meine Lyrikbände und dem furchtbar schlauen Google ist mein Kopf wie ein Sieb. Darum eine letzte Bitte: Schreibt mir doch euren wichtigsten Rat fürs Leben, der euch anleitet und motiviert. Darüber wäre ich sehr dankbar. Auch weil ich dadurch sehe, wer wirklich bis zum Ende diesen ellenlangen Text überhaupt durchgehalten hat 😉

PPS: 90 Beiträge lang kam jeder Beitrag rechtzeitig, 90 Beiträge lang habt ihr mich unterstützt. Nun veröffentliche ich den 90. Beitrag als Abschied vom wöchentlichen Blog. Den Text habe ich gestern in wenigen Minuten herunter geschrieben. Auch wenn ich gerne heute einiges daran ändern würde, habe ich ihn doch komplett so belassen in all seiner Unvollkommenheit.

PPPS: Die steinerne Treppe oben führt direkt an eine türkisfarbene Meeresbucht. Das Meer ist der persönliche Lieblingsort der Freitagsgefühl Redaktion zum Runterkommen und glücklich sein.

Ich wünsche euch für 2018, dass ihr für euch solche Orte aufspürt und genießt, dass euer neues Jahr voller Leichtigkeit und Fröhlichkeit und Freitagsgefühle sein möge!

Wer hat an der Uhr gedreht…

… ist es wirklich schon so spät?

Weihnachtsmarkt in Leipzig

Huch, neulich stolperte mir im Fernseher der erste Rückblick vor die Augen. Lieber schnell weggeklickt. In meinem Bewusstsein sickert so langsam durch, dass die Weihnachtszeit nicht gerade erst angefangen hat, sondern wir schon mitten im Ende stecken. Da kann ich nicht auch noch verkraften, dass der Jahreswechsel ansteht.

Im Studium freute ich mich mit kindlicher Unschuld auf die Weihnachtsferien. Direkt vom Hörsaal auf den Weihnachtsmarkt, gemütliches Schlendern durch die Geschäfte auf der Suche nach perfekten Weihnachtsgeschenken, lustige Plätzchenbackabende mit Freunden. Das Schönste: Schließlich die Tasche packen, sich in den überfüllten, verspäteten Zug quetschen und in die alte Heimat zurückkehren.

Raus aus dem Alltag, rein in die Komfortzone.

Die Witze, der Geschmack von Kartoffelsalat, die ausgedehnten Frühstücksrunden. Alles so vertraut. Sogar der unvermeidliche Knatsch mit den Geschwistern gab mir das Gefühl, zuhause zu sein. Hauptsache mal keine Pflichten außer Tischdecken und keine Fremden um einen herum, vor denen man sich zurückhalten muss.

 

Weihnachtszeit 2.0

Ist denn schon wieder Weihnachtszeit?
Ist denn schon wieder Weihnachtszeit?

Heute hingegen trage ich das Glühweintrinken als Termin in meinen Kalender ein und google nach Lieferzeiten vorm Weihnachtsfest. Das Schönste: Dass der 23.12. auf einen Samstag fällt, sodass ich einen Tag vorher noch Einkäufe und Haushalt erledigen kann ohne frei nehmen zu müssen.

Nein, ganz so schlimm ist es nun auch nicht. Aber die Prioritäten haben sich merklich verschoben: Reisen um die Weihnachtszeit? Ohne mich. Meine Wohlfühloase ist mein Zuhause, und am meisten freue ich mich darauf, eben mal nicht irgendwohin zu müssen und keinen lauten Familientrubel aushalten zu müssen.

Gemeinsam mit meiner eigenen kleinen „Familie“ einfach mal nur das tun, worauf wir gerade Lust haben. Lange spazieren gehen ohne nach der Zukunft dabei ausgequetscht zu werden, leckeres Essen futtern ohne über Unverträglichkeiten zu diskutieren, und besinnliche Gemütlichkeit unter den Baum einkehren zu lassen ohne einen irrsinnigen Geschenkeauspackmarathon zu veranstalten.

 

Stille statt Stillstand

Keine Lust den Weihnachtselch zu spielen...
Keine Lust den Weihnachtselch zu spielen…

Nein, der Weihnachtshype hat mich dieses Jahr (noch) nicht erfasst. Zu sehr stecke ich mitten im Arbeitsfieber und bin eher irritiert, wenn die ersten sich in den Urlaub verabschieden. Die ersten Wochen des neuen Jahres sind bereits randvoll gefüllt mit Meetings und Deadlines. Und doch macht es mir nicht viel aus.

Statt seufzend das Jahr zu bedauern, treibe ich mit Elan das neue Jahr voran. Ich sehne mich nicht nach dem Ausbruch aus langweiliger Routine, denn ich lebe gerade das Gefühl, wirklich etwas bewegen zu können und Schönes zu erschaffen mit tatkräftiger Unterstützung von fabelhaften Mitmenschen.

Nichtsdestotrotz freue ich mich auf die freien Tage. Vor allem auf die gemeinsame Stille – in meinem Kopf und um mich herum. Stille und Besinnlichkeit und Vertrautheit und Fröhlichkeit –  ist es nicht genau das, was Weihnachten eigentlich ausmacht?

 

Wie ergeht es dir jetzt in der Endspurtwoche der Weihnachtszeit?

Voll motiviert in die Weihnachtszeit?
Voll motiviert in die Weihnachtszeit?!?

Fühlst du dich eingeengt von Pflichten und Traditionen? Oder gehst du voll auf in deiner persönlichen Weihnachtsstimmung?

Hast du das Gefühl, dass du noch mehr Zeit vom Jahr brauchst oder sehnst du dich nach dem neuen Jahr?

 

The Coins – Der Geheimtipp in Leipzig

The Coins live
The Coins live im Parkschlösschen Brandis 2017

Kaum ein Leipziger, der diesen Moment noch nicht erlebt hat. Dieser Moment, in dem man plötzlich aus der Alltagshektik gerissen wird. Während man eben noch gedankenverloren durch das Gewühl der Innenstadt gehetzt ist, steht man nun inmitten einer Menschentraube vorm Kaufhof und verliert sich in dieser geschenkten Alltagsflucht. Das dumpfe Stummengewirr und die Geräusche der Großstadt verschwimmen zu einem Hintergrundbeat, passen sich perfekt ein in die Klänge der Straßenmusik.

Straßenmusik löst bei vielen einen Fluchtreflex aus, dabei spielen gerade in Leipzig regelmäßig Profis auf. Darunter ein Trio, zu denen im Vorbeilaufen wohl jeder schon einmal mit den Füßen gewippt hat.

Nein, die Rede ist nicht von dem irren Flötisten oder dem unrhythmischen Akkordeonduo. Sondern von drei (auf den ersten Blick) unscheinbaren Jungs mit einem Sammelsurium an Eimern und – unverkennbar – einem roten Kontrabass: The Coins.

Wie man mit einem Eimer-Schlagzeug die Straßen erobert

Eimer-Schlagzeug
Eimer-Schlagzeug der Coins

Für The Coins ist die Straßenmusik keine leidige Zwischenetappe, sondern die Grundzutat der Band. Sie kam vor fünf Jahren zustande, als die drei Musikstudenten mal alles an Instrumenten zusammentrugen, was sie fanden und los spielten. Einfach so. An einem Freitag in der Jenaer Innenstadt. Keine langen Proben und kein zuvor fein abgestimmtes Instrumentenensemble. Die Chemie passte und so groovten sie das gesamte Wochenende in verschiedenen Städten.

Mittlerweile wohnen die Musiker sogar zusammen in einer WG in Leipzig. Ob es eine richtige Künstler-WG sei? Der Drummer „Richy Rose“ überlegt kurz und lacht: „ Also wenn ich unsere Küche angucke, schon.“

Wenn „Fabix Halentine“ den ersten Ton ansingt und Alexander Strenge mit der Gitarre einstimmt, dann beruhigt sich plötzlich das Gemurmel. Spätestens, wenn Richy die Drumsticks erhebt und wie in Zeitraffer auf diverse Eimer und Töpfe drescht, bleiben die letzten Passanten stehen. Mit einer enormen Klangfülle schaffen die drei Musiker eine eigene Welt, in die man als Zuhörer unweigerlich hineingezogen wird.

50 Jahre alte Klassiker werden auf eine hypnotische Weise völlig neu interpretiert, sodass am Ende kaum erkenntlich ist, was gecovert und was selbst komponiert worden ist. Mal dynamisch-funky, mal hoffnungslos romantisch – der Kopf wippt immer mit und die Seele geht spazieren. Spätestens nach dem dritten Lied verschwinden die Alltagssorgen, der Zuhörer genießt das Hier und Jetzt, lässt sich treiben vom wechselnden Beat und taucht ein in die Dramaturgie und Story eines jeden Songs. Die Vibrationen des Kontrabasses mischen sich unauffällig in den eigenen Pulsschlag.

 

Auf Kuschelkurs mit Kontrabass

The Coins live in Brandis
Fabian rockt am Kontrabass, Alex an der Gitarre und Richard an den Eimern

„Ey, aus euch kann man echt was machen!“, das hört die Band oft und antwortet gern: „Wieso? Wir sind doch schon das, was wir sein wollen.“ Wer sie einmal live erlebt hat, spürt, was sie damit meinen. Doch im Winter pausiert die Straßenmusik, dafür stehen nun vermehrt Wohnzimmerkonzerte und private Buchungen für die Jungs auf dem Plan.

Diesen Freitag fand eines dieser Konzerte mit Wohnzimmer-Atmopshäre im Parkschlösschen in Brandis statt. Unter einem Baldachin aus Lichterketten feuerten die Musiker eine phänomenale Show ab, die einen vom ersten Saitenanschlag mitnahm und alles andere vergessen ließ. Live-Videos davon findet ihr hier bei PS Music.

Ein guter Tipp also für alle, die noch eine Dosis Freitagsgefühl brauchen.

Wer das verpasst hat: Am 25.11. (Samstag) spielen The Coins in Leipzig in der Dhillons Irish Bar & Grill ab 19 Uhr. 

 

The Coins und die Sache mit dem Freitagsgefühl…

Wenn die Band uns ein tolles Freitagsgefühl beschert, wollte die Freitagsgefühl Redaktion wissen, wann dieses denn bei ihnen einkehrt. „Mein Montag ist mein Freitag“, lacht Richard Holzapfel, wie Richy Rose eigentlich heißt, auf. „Als ich noch eine normale 40-Stunden-Woche hatte, hatte ich voll das Freitagsgefühl. Heute vermisse ich das. Heute muss ich mir selbst sagen: Jetzt ist mein Wochenende, ich muss es mir bewusst festlegen.“

Und genau das kann jeder von uns: Einfach mal bewusst eine kleine Auszeit nehmen. Vielleicht sogar demnächst spontan mitten auf der Straße, um begnadeten Straßenmusikern zu lauschen…

Wer nicht bis auf den Zufall warten möchte, kann The Coins am 25.11.17 in Leipzig live erleben im Dhillons Irish Pub -> Hier geht’s zur Facebook-Veranstaltung

Wer die Band buchen möchte, kann das -> hier bei Facebook  tun oder sich per E-Mail melden an thecoins@gmx.de

Hallo wach!

wachsam seine Umgebung wahrnehmenDiesen Freitag habe ich in einem Zustand akuter Übermüdung und Überarbeitung einen Blogbeitrag für euch gebastelt, der genau zum Gegenteil von Müdigkeit aufruft. Klingt doch verlockend, nicht wahr?! Mal so richtig wach sein? Oder lieber wachsam? …

Wachsam sein. Heute trägt dieser Ausdruck einen schalen Beigeschmack angesichts von Terror,  Reichsbürgern und AfD-Parolen. Bei einigen weckt es bittere Erinnerungen an bespitzelnde Nachbarn, andere denken an zähnefletschende Dobermänner hinterm Gartenzaun.

Wachsam sein, darin steckt das Lauernde, unterschwellige Aggression und versteckte Angst.

 

Achtsam oder wachsam?

Dabei lässt sich mit wenigen Buchstabendrehungen aus einem wachsam ein achtsam formen. Wachenden Auges durch die Landschaft zu gehen, haben die meisten Smartphone-Suchtis schon lange verlernt. Achtlos verschwenden wir unsere Umwelt, vergeuden wir unsere Zeit durch unnötige Eile und verurteilen vorschnell andere Menschen. Wir manövrieren uns geradewegs in eine Sackgasse und fragen uns hinterher verzweifelt, wie wir da nur hineingeraten konnten.

LichtblickDabei ist es so leicht, mal die Perspektive zu wechseln – einfach, indem man regelmäßig nach links und rechts über den Tellerrand schaut. Indem man den Kollegen und Freunden wirklich zuhört, statt insgeheim den eigenen Problemchen nachzuhängen. Wachsam sein, die kleinen Details am Wegesrand bemerken und sie wertzuschätzen, das klingt banal und antiquiert und abgedroschen zugleich.

Doch sei mal ehrlich: Wann bist du das letzte Mal in der Natur spazieren gewesen ohne Smartphone in der Tasche, ohne Musik im Ohr, ohne Verkehrslärm? Erinnerst du dich an die Leute, die dir beim letzten Gang nach draußen begegnet sind – wie sie gekleidet waren, ob sie glücklich oder bedrückt aussahen? Wann ist dir das letzte Mal aufgefallen, dass eine Schwangere oder ein alter Opa ungefragt deine Hilfsbereitschaft braucht?

Wachsamkeit ist ein probates Mittel gegen ein beständiges Um-sich-selbst-drehen. Es liegt an uns, ob wir uns ausschließlich selbst permanent zum Mittelpunkt unserer kleinen Welt auserkoren oder ob wir entdecken wollen, dass es da noch abertausend mehr gibt.

 

Aufeinander aufpassen oder blind aneinander vorbeilaufen?

Funkelndes AbendlichtVielleicht sollten wir dem „wachsam sein“ einen neuen Anstrich verpassen. Mir zumindest ist es so ergangen. War ich in der Großstadt nervös wachsam (vor allem nachts im dunklen Park), so schenkt mir die Wachsamkeit des Dorfes ein herrlich entspanntes Gefühl der Sicherheit.

Ich für meinen Teil bin lieber einer Welt, in der die Leute aufeinander aufpassen, als dass sie blind aneinander vorbei laufen.

Hier kann ich ohne Bedenken selbst mitten in der Nacht an die dunkelsten Orte flanieren. Hier eilen dir die Nachbarn zu Hilfe, wenn mal was schiefgeht. Hier helfen sämtliche Dorfbewohner, wenn eine Katze vermisst wird. Hier kann ich sogar ein Smartphone auf dem Gehweg verlieren, ohne dass es beschädigt oder geklaut wird. Ja, Letzteres ist mir tatsächlich passiert. Mein liebstes Minibüro, achtsam aufgehoben und fein säuberlich auf einer Parkbank sichtbar für den Finder abgelegt, wieder in den Händen zu halten, löst ein wahres Feuer an Freitagsgefühlen aus.

Heute bin ich dankbar für all diejenigen, die wohlgesonnen wachsam durch die Welt gehen!

Großstadtdschungel

Erlebnispfad Barnim PanoramaLasst uns die Großstadt erobern! Beeeerlin: Pulsierende Metropole. Rauschende Partys, hippe street markets und überdrehte Shoppingtrips. So funktioniert ein Kurztrip in die Hauptstadt – zumindest laut bunt schillernder Medien und Möchtegern-Influencer.

Wie schön, dass ich kein Influencer bin und euch deshalb entspannt mitnehmen kann auf eine kleine Reise ohne Fotofilter, Hype und Glitzer.

Die besten Tipps für Übernachtung, Clubbing und Sightseeing findet ihr woanders. Sorry.

 

Klappernde Mühlen und flüsternde Mauern

Zainhammer MühleFür die Freitagsgefühl Redaktion beginnt so ein Berlin-Wohlfühl-Freitag mitten im Grünen. Um genau zu sein an der Zainhammer Mühle im Naturschutzgebiet Nonnenfließ-Schwärzetal. Bunte Blätter spiegeln sich im dunkelgrünen Seewasser und die letzten Tautropfen verdunsten im schwachen Herbstleuchten.

Ich bin umgeben von einem verzauberten Ort, der kreative Inspiration förmlich ausspuckt. Kein Wunder, denn die Mühle liegt fest in den Händen von Künstlern, Musikern und Kreativen und ist ein malerischer Ausgangspunkt für einen entspannten Waldspaziergang.

Kaiser-Friedrich-TurmWeiter geht es zu einem Ort, der mit flüsternden Mauern und einer atemberaubenden Aussicht lockt: Der Kaiser-Friedrich-Turm in Biesenthal.

Hier gibt es allerhand Schabernack, den es zu entdecken lohnt. So sprechen plötzlich uralte Steinmauern von einer mittelalterlichen Vergangenheit und eine krachende Trommel lässt die Eiszeit wieder aufleben. Der Aussichtsturm liegt an dem Radfernweg Usedom-Berlin und lässt mich direkt vom Meer träumen. Das wäre was: Einfach losfahren und erst an der Ostsee halten…

Aber nein, erstmal geht es weiter nach Wandlitz zum Barnim Panorama. Bloß ein Museum? Pah! Hier kann man mit allerlei multimedialen Gadgets Geschichte förmlich anfassen und auf einem Erlebnispfad durch Holzwelten wandeln. Und der Wandlitzsee ist nur einen Katzensprung entfernt.

 

Schöne Scheiße

Großstadt Bambi in großWo ich nun mitten drin stecke im Naturpark Barnim, muss ich natürlich auch die Rieselfelder bei Hobrechtsfelde begutachten. Genau da nämlich landete früher die Sch*** der Großstadt. Heute grasen robuste Rinder und Wildpferde in einer halboffenen Waldlandschaft vor den Toren Berlins. Hier fühlt man sich direkt in den Wilden Westen versetzt und von der Großstadt ist nichts mehr zu spüren.

Je weiter ich mich in die Heide traue, desto mehr ähnelt die Landschaft einer Filmkulisse. Sogar Bambis lächeln hier mit Fönfrisur in die Kamera…

Ich genieße die Stille, die Landschaft und die klare Luft. „Oase der Metropole“ – So langsam begreife ich den Slogan des Naturparks Barnim… 

 

Großstadtdschungel

Nach so viel Natur geht es mit frei gepustetem Kopf mitten in die pulsierende Friedrichstraße (da ich Shopping nicht erwähnen wollte, verschweige ich euch an dieser Stelle frech den kleinen Abstecher auf den Leipziger Platz zur Mall of Berlin mit der dekadenten Architektur). In der Friedrichstraße blinkt und hupt es aus allen Richtungen, ein betrunkener Radfahrer klingelt sich unbeschwert durch die Menschenmassen hindurch und fährt beschwipst sämtliche Passanten über den Haufen. Ich rette mich in die heiligen Hallen von Dussmann, dem Kulturkaufhaus.

Dschungel in der GroßstadtJa, es ist Kommerz und ja ich als Fan kleiner Buchhandlungen sollte boykottieren. Aber hey, es ist Freitag und ich bin auf der Suche nach Freitagsgefühlen und habe mein Buch-Mekka für diesen Freitag gefunden. Wo kann man schon bis Mitternacht völlig in eine überdimensionierte Bücherwelt eintauchen? Hier geht es weniger um gute Beratung als um endloses Stöbern. In meterhohen Regalen türmen sich unzählige Bücherreihen und Papeterie. Das Paradies für alle Wortliebhaber.

Das ultimative Freitagsgefühl jedoch stellt sich im Keller ein: Beim ersten Schluck der heißen Schoki im nachhaltigen Café Ursprung.

Eine Wahnsinnskulisse. Plätscherndes Wasser, grüner Pflanzendschungel, Stimmengewirr und der Hauch von Bohème. Ich schließe kurz die Augen und muss unvermittelt lächeln, den Sahnegeschmack noch auf der Zunge. In diesem Moment bin ich einfach nur ich. Und zufrieden. Mein persönliches Freitagsgefühl…

Genau das wünsche ich euch auch! Genießt eure Zeit, egal wo und egal bei welchem Wetter.