Bahala na: Alles klar?!

BahalaKopflos rennen wir durch die Stadt, regen uns auf, wenn der Bus zwei Minuten zu spät kommt und lassen bei jeder kleinsten Unstimmigkeit unseren Blutdruck steigen. Frustriert sitzen wir dann abends zuhause und bedauern uns, weil das Leben an einem vorbeirauscht und nur Ärger hinterlässt. Hört man hingegen Spanien oder Italien, denkt man an chaotischen Verkehr, ungeordnete Verhältnisse – und an entspannte Menschen.

Wie kann das sein? Sind wir Deutschen gerade deshalb oft so unentspannt, weil vieles hier in so geordneten Bahnen verläuft? Wir wollen wahnsinnig effektiv sein, den Tag clever durchtakten und verbeißen uns so sehr in unser Ziel, dass wir vergessen, nach links und rechts zu sehen. Ein „Chill mal!“ können wir uns nicht leisten, wenn die nächste Konferenz ein Erfolg werden soll. Ein „So Gott will“ beruhigt uns nicht, wenn wir die nächste Prüfung versemmeln.

Zu gestresst für Freitagsgefühle?

Das mit dem Freitagsgefühl klingt ja ganz nett, aber viele können noch nicht einmal am Wochenende abschalten. Doch wenn es vielen so schwerfällt, dem Stress zeitweise zu entfliehen, dann holen wir die Entspannung eben zu uns! Zum Beispiel von den Filipinos. Auf den Philippinen wird schreiende Ungerechtigkeit greifbar. Dort dienen bunt gefärbte Küken als Spielzeug. Dort liegen Paradies und Elend nah beieinander. Die Filipinos würden da sicherlich ganz andere Perspektiven in unserem Leben entdecken als wir selbst. Wo wir nur einheitliche Küken sehen, malen sie diese bunt an.

Go with the flow

Gängiges Motto und Universalwaffe der Filipinos ist die Floskel „Bahala na“, was so viel bedeutet wie „Es kommt, wie es kommt“, ähnlich dem spanischen „Que sera sera“. Das soll nicht heißen, alles auf die leichte Schulter zu nehmen, es ist eher ein „go with the flow“. Wer auf den Philippen die Beherrschung im Verkehrschaos verliert, der gilt als „loco“ (verrückt). Wozu auch? Sich aufzuregen schadet ja doch mehr, als es nützt. Wer also eine Prüfung vor sich hat, sollte durchaus für einige Tage die Zähne zusammenbeißen und alles geben. Doch wenn sie geschrieben ist, ist es vorbei, man hat sein Bestes gegeben: Bahala na!

Wenn wir das nächste Mal also ungeduldig mit den Füßen scharren, weil etwas nicht funktioniert wie ein Schweizer Uhrwerk und wir dann den Frust an dem unbeteiligten Kollegen ablassen, dann träumen wir uns kurz auf die Philippen und erlächeln uns ein Bahala na.

 

Eine kurze Zusammenfassung des psychologischen Hintergrunds hat die Filipina Aleah auf Anything Psych zusammengestellt.

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