Vielfach kleine Kostbarkeiten

Der Traum vom eigenen Laden wird Wirklichkeit in einem Fach

Vielfach: Vielfältiges in vielen Fächern
Zwei Trends überfluten uns in den letzten Jahren: kreative DIY-Handwerker und Sharing-Projekte. TeilAuto, AirBnB, DaWanda, Kreativmärkte. Kennt jeder, war schon jeder. Seit vier Jahren gibt es nun in Leipzig mitten in der Südvorstadt einen Laden, der beides verbindet:

Eine Ladeninhaberin teilt bzw. vermietet ihre Verkaufsflächen temporär an kreative Handwerker und junge Labels. Der Name ist dabei Programm: VIELFACH. Aufstrebende Designer und Künstler, Grafiker und Start-Upler können sich hier zeitbegrenzt ein Fach, eine Kleiderstange oder eine Stellfläche mieten.

Vielfältiges Angebot im Vielfach„Mir geht die Hektik der Kreativmärkte auf die Nerven“, gesteht die Inhaberin Simone Stephan. So eröffnete sie einen Laden mit Pop-Up-Konzept, in dem jederzeit ohne Gedränge und Gewühle nach schönen Dingen und unikaten Geschenkideen gestöbert werden kann. Da monatlich neue Künstler und Kostbarkeiten auftauchen (pop up), bleibt die Entdeckungsfreude in den Regalen groß.
Zugegeben, diese Idee ist nicht neu. Gerade in Berlin sprießen Läden mit gleichem Konzept an allen Straßenecken. Doch die Geschäfte bilden keine feste Gemeinschaft, sondern sind unabhängig in ihren Arbeitsweisen und ihrer Philosophie.

 

Vielfache Vielfalt vervielfältigen

Vielfach: Raum für Designer und DIYDer Leipziger Vielfach verfolgt seine ganz eigene Philosophie. Primäres Ziel ist nicht das Vollstopfen der Regale, sondern ein stimmiges Wohlfühlkonzept und faire Chancen für aufstrebende DIY-Pioniere. Das funktioniert nicht ohne Transparenz. Daher ließ die Ladenbesitzerin eigens eine Software entwickeln, mit der jeder Mieter selbst jederzeit den Verkauf seiner Ware online überprüfen kann.
Die Idee zu dem Konzept kam Simone in Berlin, doch der Anlass ist ein trauriger. Seit mehreren Jahren betreibt sie ein Kindermodegeschäft in Schleußig und musste mitansehen, wie das Ladensterben um sich griff. Zugleich erhielt sie zunehmend Angebote, handgefertigte Kindersachen mitzuverkaufen.
Simone zollt der Leistung großen Respekt, doch der Verkauf von handgemachter und industriell erzeugter Kleidung gleichzeitig lohnt sich nicht, zu gewaltig ist der Preisunterschied. Wieso also nicht einen Laden wiederbeleben und handgemachten Produkten einen Raum geben?

 

Die Karli wird vielfältiger

Zu Beginn war das Publikum in der Südvorstadt so bunt zusammengewürfelt wie die Aussteller. Im Laufe der Zeit stieg die Wertigkeit und die Kundschaft wurde jünger und spezialisierter.
Nicht jeder kann hier seine Ware ausstellen. Die Inhaberin arrangiert liebevoll und stimmig die einzelnen Produkte. Sie müssen zum Konzept passen und wertig sein. Innere Konkurrenz ist dabei tabu, genauso wie Vintage. Zum Verkauf steht nur handgefertigte Neuware, was die angesagt Upcycling- und Recyclingware natürlich nicht ausschließt. Um den Bestand aufzustocken und vielfältiger zu gestalten, finden sich auch Novitäten, die die Inhaberin auf Designermessen entdeckt und gezielt anspricht bzw. einkauft.

 

Der Traum vom eigenen Laden beginnt mit einem eigenen Fach

Mieter und Vermieter im Vielfach
Fachmieter und Fachvermieter im Vielfach

Wie funktioniert denn nun so eine Fachvermietung? Regalfächer in verschiedenen Größen, Kleiderstangen und Stellflächen können wochenweise und monatsweise angemietet werden. Gerade für Newcomer empfiehlt sich eine Testphase von drei Monaten. So bleibt genügend Zeit zum Kennenlernen und Weiterempfehlen. Zum Service gehören neben der speziellen Software zur Verkaufsüberprüfung unter anderem die Etikettierung, Kundenverpackung, Zahlungs- und Abrechnungssystem sowie der aktive Verkauf.

Für die Aussteller lohnt sich das Geschäft, denn sie erhalten neben der Verkaufsfläche in Toplage auch Unterstützung in Fragen der Preisbildung, Präsentation und Vermarktung. Die Verantwortung wird auf diese Weise aufgeteilt. Die Idee kommt gut an: Über 50 % der Fachanmieter sind zu Stammmietern geworden.

Freunde des billigen Sales werden im Vielfach nicht auf ihre Kosten kommen und das aus gutem Grund. Denn gemessen an der Arbeitsleistung sind die meisten Konsumgüter viel zu günstig. Wir alle sollten uns eines neuen Gefühls für das Verhältnis von Preis und Arbeitsleistung bewusster werden. Angesichts all der Unikate fällt dies viel leichter. Erst recht, wenn plötzlich die Künstlerin selbst vor einem steht…

 

Schmuck, Schmuckkästchen, Snyggkästchen

Mieterin im Vielfach: Sara von Snyggkästchen
Fachmieterin Sara von Snyggkästchen

Genau so erging es der Freitagsgefühl Redaktion. Exklusiv konnte sie miterleben, wie so eine „Fachübergabe“ abläuft. Denn Sara vom Snyggkästchen brachte gerade neue Ware: Feingliedriger Schmuck in süßen Dekorschachteln. Zunächst mussten die Schmuckstücke perfekt inszeniert werden: Wie hängen wir die Ketten auf und wie positionieren wir die Schachteln?

Anschließend wurde gemeinsam über die Preiskalkulation gefachsimpelt. Nun nur noch die Ware einbuchen, Etiketten drucken und befestigen und los geht es mit dem Verkauf!

Sara liebt ihr Nebengewerbe. Sie vertreibt ihre Kostbarkeiten auch in anderen Vielfach-Stores in Berlin und Jena und in den sozialen Netzwerken. Im Leipziger Vielfach fühlt sie sich besonders wohl. „Hier passt es einfach super rein. Einen eigenen Laden will ich noch nicht. Aber es funktioniert gut, ich komme momentan gar nicht so recht mit der Produktion hinterher.“

 

Dankeschön zum Muttertag

Schmuck von Snyggkästchen im Vielfach
Schmuckschätzchen von Snyggkästchen

Wie praktisch, dass der Muttertag ansteht. Da wird es doch höchste Zeit, sich auf Entdeckungstour zu begeben in die vielfältige Welt des Vielfach-Stores:
Vielfach: Karl-Liebknecht-Str. 66, 04275 Leipzig
MO-FR: 11:00-19:00 Uhr, SA: 11:00-16:00 Uhr

Huch, eure Lieblingshandtasche ist wieder raus aus dem Regal? Lieber up-to-date bleiben und keine Trends mehr verpassen. Geht ganz einfach mit Facebook:

Vielfach: Facebookseite
Snyggkästchen: Facebookseite

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