Die Suche nach dem Freitagsgefühl

Oder: Bist du schon ein explodierender Roboter?

Freitagsgefühl RedaktionDu bist glücklich, entspannt und lebst in der perfekten Work-Life-Balance? Yeah, dann hast du es geschafft, dann lebst du jeden Tag dein persönliches Freitagsgefühl. Aber leider gibt es zu viele Leute da draußen, die sich noch nicht einmal am Freitagnachmittag das Gefühl gönnen, endlich loslassen zu dürfen vom Alltagsstress. Doch wenn wir uns nicht mal selbst Mini-Auszeiten einräumen, wer dann?

Wir sind keine Roboter, die in x verschiedenen Rollen als Eltern, Angestellte, Chefs, Freundin, Sportbuddy rund um die Uhr funktionieren. Und wie schrecklich wäre das als Lebensziel?!

Manchmal verlieren wir uns jedoch. In der eigenen Perfektion, in dem selbst auferlegten Druck, in den Erwartungen der anderen, in den nicht hinterfragten Alltagsroutinen. Dann explodieren wir plötzlich bei Kleinigkeiten. Dann nervt uns schon ein lautes Husten, eine rote Ampel oder die Schlange im Supermarkt. Dann interpretieren wir den finsteren Blick des Kollegen oder Nachbarn als persönliche Offerte, anstatt ihm aufmunternd zuzulächeln.

In der schillernden Social-Media-Welt versuchen wir uns gegenseitig zu übertrumpfen an Lebensfreude, Achtsamkeit, healthy lifestyle und einem perfekt in Szene gesetzten Bilderbuchleben. Aber ehrlich, ist es wirklich das, was unser Leben ausmacht und woran wir uns als alte Tatterkreise noch erinnern wollen –  nämlich an Einhörner, Glitzerregenbögen, überteuerte Deko-Elemente und bloß-kein-Getreide-aber-Superfood-Kochkünste?

 

Keine Fotofilter für Realität

FreitagDas echte Leben findet woanders statt.

Zum Beispiel, wenn man das Smartphone zuhause liegen lässt, um seine Aufmerksamkeit ausschließlich dem Moment zu widmen. Dem Hund bei dem Spaziergang, der Freundin im Café, dem Wolkenspiel vor einem Herbststurm.

Die schönsten Momente prägen sich nicht in die Seele ein, wenn man zu beschäftigt ist, perfektionierte Beweisfotos von ebendiesem zu arrangieren.

Panisch, etwas zu verpassen, teilen wir unsere Aufmerksamkeit permanent auf. Da läuft der Fernseher, während die Eltern anrufen. Da werden im Kopf die nächsten Schritte geplant, während man achtlos auf seinem Essen herumkaut. Da wird im Auto die nächste To-Do-Liste durchgegangen, während man den wundervollen Sonnenuntergang am Wegesrand gar nicht bemerkt und sich womöglich noch über die blendende Sonne aufregt.

 

Du kannst alles schaffen, wenn du es nur willst?!?

Wir leben in einer Zeit, in der man laut „motivational quotes“ alles schaffen kann, wenn man es nur will. Und dann schaffen wir es noch nicht einmal, das altbewährte Wochenende zu genießen oder uns unter der Woche Mini-Auszeiten zu gönnen. Jede Minute wird perfektioniert und optimal ausgenutzt. Erst dann ist der Tag erfolgreich. Wirklich? Nein, wir werden manche Dinge nie erreichen, egal wie sehr wir uns bemühen. Und das ist vielleicht gar nicht so schlimm. Es muss nicht jeder der Mega-Influencer werden, ein großer Firmenboss oder Superwoman. Wollen wir nicht eigentlich einfach nur glücklich sein?

Wir definieren uns in dieser Gesellschaft nur allzu gern über „Erfolg“ (oder werden definiert). Viel wichtiger ist doch: Was wollen wir persönlich eigentlich wirklich? Endlich das tun, was unseren ureigenen Fähigkeiten entspricht? Endlich mal stolz auf sich selber sein? Oder doch lieber um Anerkennung von Menschen kämpfen, die uns eigentlich völlig schnuppe sind.
Wir sollten es uns nicht allzu bequem einrichten im alltäglichen Hamsterrad, angetrieben durch äußere Erwartungen. Unsere Komfortzone hin und wieder zu erweitern, löst Glücksgefühle en masse aus. Mutig sein, über seinen Schatten springen und vor allem für sich selbst einstehen. Loslassen können und kleine Auszeiten genießen. Genau davon handeln die Artikel der Freitagsgefühl Redaktion immer wieder. Aber dazu gehört eben auch, sich nicht verrückt machen zu lassen von all dem Optimierungswahn.

Die Freitagsgefühl Redaktion hat sich dabei erwischt, selbst immer mehr dem Optimierungswahn zu verfallen.

 

Wie geht es weiter mit dem Freitagsblog?

Freitagsgefühl am Strand

Seit anderthalb Jahren veröffentliche ich als Freitagsgefühl Redaktion jeden Freitag Blogartikel. Sie wurden länger, aufwendiger, suchmaschinenoptimierter. Nicht ein einziger Beitrag ist ein bezahlter Werbebeitrag (wie viel zu oft in der heutigen Bloggerwelt), sondern jeder einzelne Artikel ist authentisch, ehrlich und in stundenlanger Fleißarbeit entstanden. Wie oft habe ich geflucht, weil mir die Idee fehlte, ein Interview platzte oder ich stundenlang mit WordPress, Facebook, Bildern oder Textflauten kämpfte, anstatt selbst das Freitagsgefühl zu genießen.

Nun habe ich die Chance erhalten, für einen längeren Zeitraum an einem großartigen Projekt mitzuarbeiten. Es verschlingt viel meines kreativen Texter-Outputs und meiner Ideenwütigkeit. Und vor allem meiner Zeit. Und plötzlich wird das wöchentliche Zaubern auf dem Hut eher zu einer Belastung.

Diesen Blog schreibe ich nicht, um „groß“ zu werden, sondern weil mir das Thema am Herzen liegt und es mich glücklich macht, wenn meine Worte bei anderen was bewegen.

Darum werde ich auch weiterhin den Freitagsblog betreiben, doch künftig genau so, dass ich selbst weiter das vorleben kann, was ich weitergeben möchte. Deshalb wird nun jeden zweiten Freitag ein sprechendes Foto, ein Musiktipp oder ein inspirierendes Textfragment an die Stelle eines ausgefeilten Sechs-Stunden-Arbeit-Blogs treten.

Genau dafür brauche ich eure Hilfe! Was denkt ihr darüber? Worüber würdet ihr künftig gern lesen? Ihr habt selbst ausgefallene Fotos, eine Band mit cooler Mugge oder persönliche Motivationsbooster? Dann immer her damit! Schreibt mir hier eine Nachricht, gerne auch bei Facebook,oder direkt an hebold@freitagsgefuehl-redaktion.de

Ich danke euch von ganzem Herzen für eure Geduld, Zeit und eure Kommentare!

 

Wenn ich mal groß bin, … werde ich Yoga-Lehrerin

Es wieder so weit: Es ist an der Zeit, einen Alltagshelden sprechen zu lassen, davon, wie er es wagte, seinen Traum einfach umzusetzen. Die Geschichten dieser Blogserie sollen inspirieren und Mut machen, sein Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen, egal wie alt man ist.

Teil 5: Wenn ich mal groß bin, … lebe ich meinen Traum vom Yoga und werde Yoga-Lehrerin.

Der Traum vom Yoga: Amazing Amy lebt ihn!
Der Traum vom Yoga: Amazing Amy lebt ihn! c) lichtgeküsst Fotografie

Okay, einige Freitagsgefühl-Profis unter euch können sich vielleicht noch gut an den Pippi-Langstrumpf-Chill-mal-Blogartikel im Juni erinnern. Er trug den Titel: Ohne Yoga geht’s auch. Wieso stellt die Freitagsgefühl Redaktion dann jetzt ausgerechnet einen Coach für Yoga, Fitness und Ernährung vor?

Ganz einfach, man muss kein Freund von geduldsamen Dehnübungen zu sein, um zu erkennen, um wertzuschätzen, was hinter dem Yoga-Hype steckt: Der Wunsch, zu sich selbst zu finden, Körper und Geist in Balance zu bringen und sich bewusst Auszeiten zu nehmen vom sinnlosen Hamsterrad. Aus diesem auszubrechen und konsequent auf seine innere Stimme zu hören, das kostet verdammt viel Mut. Dass es sich lohnt, zeigt die Geschichte der heutigen Alltagsheldin:

Amy, 30 Jahre, liebt Yoga, Tanzen, gutes Essen, Reisen und Musik. Amy, mutige Alltagsheldin, die als Amazing Amy ihren Traum als Yogalehrerin einfach in die Tat umsetzt und, ganz nebenbei, einen fabelhaften Instagram-Account aufbaut! Lasst euch inspirieren…

Wie kamst du zu deiner Idee?

Yoga with Amy in Schwarzweiß
c) Amazing Amy, Fotograf: Ingo Peters Photography

Bewegung und Musik fand ich schon immer genial. Man kann auf diese Weise so viele Emotionen und Gefühlszustände ausdrücken ohne ein einziges Wort zu sagen.

Nach über 20 Jahren Ballett und weiteren Tanzstilen, kam ich vor ein paar Jahren eher zufällig zum Yoga. Ich kam und ich blieb. 😉 Die Kombination aus fließender Bewegung, grooviger Musik und die Konzentration auf die Atmung, faszinierten mich. Auf der Suche nach einer rein körperlichen Fitnessstunde, fand ich etwas, das mich irgendwie weit über das Körperliche hinaus erfüllte, berührte und bewegte. Besonders während meines fordernden Jobs als Regionalleitung waren die 90 Minuten Yoga am Tag meine Auszeit, die Yogamatte meine Insel. Ich konnte runterfahren, nur bei mir sein und alles andere ausblenden. Jeder Anruf musste warten; es war egal, welcher Termin davor oder danach anstand … Nach meiner Kündigung wollte ich dieses positive Gefühl, das mir Yoga gab, besser verstehen und begann die Yogalehrerausbildung. Eine Reise, die so viele schöne Begegnungen, Wissen und interessante Gespräche und Wege mit sich gebracht hat, dass ich sie auf keinen Fall missen möchte! Unterrichten wollte ich eigentlich erstmal nicht. Ich wusste nicht, ob ich das kann und ob da überhaupt Teilnehmer kommen und auch bleiben. Unverhofft kam ich dann doch zu meiner ersten Unterrichtsstunde und möchte seitdem nicht mehr aufhören zu unterrichten. Es macht unheimlich viel Spaß!!!

Die Basisausbildung, also die 200 Stunden Yogalehrerausbildung, habe ich jetzt gerade im August abgeschlossen. Damit bin ich nach der internationalen Yoga Alliance zertifizierte und anerkannte Yogalehrerin. Darauf aufbauend und anschließend kann ich nun weitere, spezialisiertere Ausbildungsmodule anschließen.

Mein Ziel ist es, jedem Yoga zugänglich zu machen und zu zeigen, wie gut diese Art von geistiger und körperlicher Bewegung uns tut! Aktuell mache ich das auf freiberuflicher Basis in verschiedenen Studios, Business Yoga und Personal Yoga sowie über Yogaspecials – auch überregional.
Und wer weiß was die Zukunft bringt… Ein eigenes Studio? Workshops in verschiedenen Orten in Deutschland? Oder im Ausland? Ich bin offen für das was kommt!

 

Welche Umwege bist du dabei gegangen?

Yoga macht den Kopf frei
c) Amazing Amy, Fotograf: Ingo Peters Photography (www.peters-photography.de)

Es ist ziemlich mutig heutzutage einen festen, sehr gut bezahlten Job aufzugeben ohne eine neue Stelle zu haben und mit dem Ziel auch vorerst einmal eine Yogalehrer-Ausbildung zu beginnen.

Das sorgte für Unverständnis, Erstaunen, Zweifel und hochgezogene Augenbrauen in meinem Umfeld einerseits. Andererseits haben mir viele Menschen ihren Respekt gezollt dafür, dass ich eben nicht für Geld meine Grundsätze verbiege, sondern dass ich mir selbst treu bleibe und dass ich das tue, wonach mein Herz ruft.

Seitdem ich diese Entscheidung – zu kündigen – getroffen habe, kann man tatsächlich von einer Kette von zufälligen Glücksmomenten sprechen:

Ich war in den Bergen unterwegs. Zunächst mit meiner Mum. Einfach wandern, atmen, Gedanken kommen und gehen lassen. Das Hirn freipusten. Danach hatte ich eine Sportwoche in Österreich gebucht. Dort habe ich total nette Begegnungen gehabt und superspannende Menschen kennengelernt. Danach stand mein Entschluss endgültig fest: Die Yogalehrerausbildung wird mein nächster Schritt. Ich bekam bei der ersten Modulprüfung bereits großes Lob und erhielt kurz danach die Chance, meine erste Unterrichtsstunde zu halten. Es lief super und ich fühlte mich wohl, da vorne auf meiner Matte Schüler anzuleiten, meine Yogaleidenschaft zu teilen und Gedankenanstöße für das Leben auch abseits der Matte zu liefern. Nach unserem Umzug nach Würzburg bekam ich hier schnell das nächste Angebot, Stunden zu geben.

Und da bin ich nun: Seit ein paar Monaten in Würzburg wohnen, in verschiedenen Studios unterrichten, mein Repertoire stetig erweitern. Zum Leben reicht das Geld, das ich über die Yogastunden verdiene, bei weitem nicht. Deshalb bin ich auf der Suche nach einem Job, der mir die Zeit lässt, abends Stunden zu halten. So könnte ich meiner Leidenschaft weiter nachgehen und trotzdem erstmal die Sicherheit eines stetigen Geldflusses auf mein Konto genießen. 😉 Ich bin ein Sicherheitsfreak, deshalb brauche ich das irgendwie. Wo der Yogaweg hingeht und wie genau er aussehen wird, das wird sich zeigen. Nach und nach. Schritt für Schritt.

 

Was hättest du gerne vorher gewusst?

Nichts von dem was und wie es passiert ist, möchte ich ändern. Ich bin der Meinung, dass alles einen Sinn hat und aus einem bestimmten Grund heraus passiert. Manchmal versteht man ihn erst spät, aber es gibt immer einen. Deshalb ist alles gut so wie es ist, auch wenn nicht alles leicht war (und ist).

 

Welche Zutaten braucht es für das Erfolgsrezept?

Yoga befreit. Amy Amazing
c) lichtgeküsst Fotografie

Geh mit deinem Herzen, aber vergiss dein Hirn dabei nicht!

Du brauchst Leidenschaft, eine Portion Glück um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Du brauchst Mut und Offenheit, Ehrgeiz um dich in dein Themengebiet tief einzuarbeiten und mit Verstand Schritt für Schritt zu meistern.

Auf der Suche nach dem Sinn DEINES Lebens kann ich dir empfehlen: Das Cafe am Rande der Welt von John Strelecky, sowie die anderen Bestseller von ihm, Literatur von Eckhart Tolle und Jens Corssen.

 

Wann stellt sich bei dir das Freitagsgefühl ein?

Glücklicherweise kann ich bei dem, was ich tue runterfahren und fühle mich wohl damit. Deshalb gibt es keinen konkreten Tag, an dem sich das Wochenendgefühl einstellt. 🙂

Be amazing!

Wer jetzt Lust bekommen hat, selbst sein Leben ein wenig umzukrempeln, der kann sich unbedingt an Amy wenden!

Website Amazing Amy // Instagram Amazing Amy // Facebook Amazing Amy

Amazing Amy Logo

 

Wo bleibt das FREI im Freitagsgefühl?

Freitagsgefühl erarbeiten
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen? Wo bleibt da das Freitagsgefühl?


Der Cursor blinkt mich an. Schwarz auf weißem Grund. 

Wo sind sie nur, die Ideen für einen gehaltvollen, pfiffigen Blogartikel? Fein säuberlich sind sie notiert, in einem hübschen, überteuerten Moleskine-Journal. Teils gelistet, teils als Mindmap. Im Inspirationsordner auf dem Desktop warten dutzende Fotos und Bildstrecken auf ihren Einsatz. Textfragmente schwirren überall umher. 

Und doch sitze ich nun hier, an einem Freitagabend, völlig übermüdet und habe zum ersten Mal seit anderthalb Jahren keinen Entwurf, keinen Plan und kein Ass in der Hinterhand. Dafür umhüllt die gefühlte Watte im Schädel meine Synapsen, die Erschöpfung lullt die Muskeln ein und die Augen können nur mühsam die verschwimmenden Zeilen entziffern.

Alles in mir schreit nur noch nach Serienmarathon und Sofa, nur um in Minutenschnelle wegzudämmern. Okay, ein kleiner Teil schreit auch laut „Kartoffel!“. Denn in der Nachbarstadt beginnt heute das Highlight des Jahres mit großem Tamtam, Illusionskünstler und Dorfdissen-Feeling: Die Rede ist vom Kartoffelfest in Naunhof. Ich liebe Kartoffeln, Dorffeste, Märkte mit regionalen Produkten und Kinderkarussell.

Feste feiern, wie sie fallen

Mein Freitagsgefühl heute Abend
Das gönn‘ ich mir: Mein persönliches Freitagsgefühl für heute! Absolut ungestellt, sondern ein echter Schnappschuss.

Das Leben in der Großstadt stumpft ab. Wo ein kultureller Höhepunkt den nächsten jagt, wird man irgendwann zu bequem und bewegt sich doch nur zum Späti um die Ecke. Auf dem Dorf hingegen freut man sich über jede Veranstaltung, sei es von der Feuerwehr, dem Oldtimer-Verein oder zum Erntedank. Denn in jedem dieser Events steckt das Herzblut von engagierten Menschen. Solche Veranstaltungen schenken einem das Gefühl, endlich angekommen zu sein. Man kennt sich, man grüßt sich, man trinkt einen zusammen, man lacht gemeinsam und ist nicht nur ein Gesicht unter Tausenden. Und mal ehrlich, wo in der Stadt treffen denn noch Kasperle-Theater, Luftgewehrpreisschießen und der Wettbewerb um die dickste Kartoffel zusammen? In der Stadt wird alles getrennt: Die Familienfeiern, die Kleinmessen, die Themenabende. Freiwillig auferlegte Segregation und Schubladendenken vom Feinsten! Auf dem Dorf freut man sich über jede Gelegenheit zum gemeinsamen Stelldichein, und die sind vielfältiger und zahlreicher als der überhebliche Großstädter annehmen würde.

Nun gut, aber bevor ich mich in diesen Genuss des kleinstädtischen Festlebens stürze, muss ja noch ein Blogbeitrag her. Es ist manchmal doch paranoid: Um anderen eine Dosis an Freitagsgefühl zu vermitteln, muss die Freitagsgefühl Redaktion selbst auf ihr Freitagsgefühl verzichten.

Doch hey, wie kann ich euch etwas weitergeben, wenn ich es selbst nicht vorlebe?

Den Käfig, den wir selbst bauten…

Freitagsgefühl: Wie frei fühlst du dich?
Freitagsgefühl: Wie frei fühlst du dich?

Also werde ich genau das tun. Statt hochaufgelöster Bilder, aufwendiger Suchmaschinenoptimierung (SEO), langer Recherche, zeitintensiven Interviews und ausgefeilten Texten gönne ich mir jetzt fettigen Ofenkäse und leckere Schweizer Schokolade, werfe mich in mein Lieblingskleidchen, spiele unbeschwert mit meinem Hund und wandle mit meinem Freund romantisch über das Kartoffelfest.

Manchmal setzen wir uns selbst in einen Käfig. Ein Käfig selbst auferlegter Pflichten und Zielvorgaben. Wir erwarten von uns selbst am meisten, gängeln uns mit Perfektion und verpassen so wundervolle Zufallsmomente, die in der Summe das Leben ausmachen. Denn am Ende zählen keine perfekt inszenierten Fotos auf Instagram, keine Like-Steigerungen und Reichweiten auf Facebook, keine vollständig abhgehakten To-Do-Listen auf dem Schreibtisch im Büro. Das alles ist so relativ, wird nie wirklich zufrieden stellen, sondern immer nur ein „mehr, höher, weiter“ einfordern. Wir haben uns so manche Gitterstäbe eigenhändig geschmiedet. Höchste Zeit, sie mal aufzubiegen und auszubrechen. Denn auf der anderen Seite sieht es ja eh immer viel schöner aus. Also hopp, es ist genau JETZT an der Zeit, sie zu erkunden!

Sterne gucken am Berg – Das Bergfilm-Festival ruft!

c) Ralf Görner: 53-Breitengrad für Bergfilmnacht

Im Freitagsgefühl steckt für mich das Freiheitsgefühl. Nicht diese vielbeschriebene Suche nach dem großen Glück, wo man alles hinschmeißt und die Welt bereist. Nein, die Kostbarkeit besteht gerade darin, dass es die mühsam erkämpften oder manchmal auch ganz zufällig geschenkten Momente sind, in denen man einfach mit sich zufrieden ist, strahlt wie ein Honigkuchenpferd und sich wie Pippi Langstrumpf fühlt. Trotz all des Sorgenrucksacks auf den Schultern.

Da ultimative Freiheitsgefühl findet die Freitagsgefühl Redaktion – oh welche Überraschung – am Meer. Aber sie kennt viele, viele Bergbegeisterte, die Glückseligkeit spüren, sobald sie von einem Berggipfel hinuntersehen oder wie eine Bergziege an nackigen Felswänden umherkraxeln dürfen. Der eine sucht das Adrenalin beim Surfen und der andere eben beim Klettern. Und genau für all diese Leser unter euch (und auch für alle Outdoor-Fans und Filmfreaks) habe ich nun ein richtig tolles Highlight im Blog-Gepäck:

Bergfeeling und Lagerfeuerromantik

Die perfekte Mischung aus Action und Lagerfeuerromantik gibt es nämlich diese Wochenende! Und zwar beim Bergfilm-Festival am Gaudlitzberg. Am wo? Genau hier fängt es bereits an: Dieses Festival unterscheidet sich von den anderen und das merkt man schon am kostenlosen Parkplatz mitten im Nirgendwo. Konkret befindet sich dieses Nirgendwo zwischen Röcknitz und Thammenhain in der Gemeinde Thallwitz im Nordosten von Leipzig. Stilecht denn auch bringt ein Traktorshuttle die Besucher direkt in einen Steinbruch. Zelten ist erlaubt, erwünscht und for free.

Film-Open-Air, Kletterolympiade und Lagerfeuer: Das Bergfilm-Festival geht in die 19. Runde. Dieses Wochenende (25.-27. August) veranstaltet der Deutsche Alpenverein Sektion Leipzig mit Unterstützung des Geoparks das Bergfilm-Festival direkt in einem Porphyr-Steinbruch.

Die Kulisse ist atemberaubend, auch für Nichtalpinisten. Das Programm klingt nicht minder verlockend: von diversen Kletterspielchen über Märchenstunden hin zu Live-Musik ist alles dabei. Herzstück des Festivals ist jedoch der große Showdown am Samstagabend: Fünf ausgezeichnete Outdoor-Wildnis-Filme flimmern im Wettbewerb über die Leinwand unter dem freien Sternenzelt.

Outdoor-Abenteuer für ein Wochenende

Den Auftakt bildet am Freitagabend ein Patagonia-Spezial und wartet mit einem besonderen Highlight auf: Die legendäre Caro North, Erstbegeherin des Cerro Torre, wird nicht nur ihre Erlebnisse in Bild und Ton schildern, sondern am Lagerfeuer diskutieren und am Samstag gemeinsam mit den Besuchern klettern.

Samstags findet der berüchtigte Gaudlitzberg-Bouldercoup statt. Zudem wird eine XXL-Alpin-Seilbahn freigegeben. Besonders die Wiederholungstäter (immerhin jährt sich das Festival nun zum 19. Mal) freuen sich jetzt schon auf die berühmt berüchtigte„Lustige Olympiade“ mit Strickleiter-Klettern, Wurfschleudern und Bierhumpen-Stemmen. Für Totalanfänger wie die Freitagsgefühl Redaktion gibt es gnädigerweise auch ein Alternativprogramm, das Schnupper-Klettern, Berg-Märchenstunde und Slackline-Training bietet.
Highlight des Abends sind wie gesagt fünf spannende Outdoor-Filme im Wettbewerb. Live-Musik und Lagerfeuer sorgen für den perfekten Ausklang.

Am Sonntag kommt auch die Landschaft mal zum Zuge. Wer möchte, schließt sich einer geführten Wanderung an, die auch für Nichtkletterer geeignet ist.

Tageskarten kosten 10/8,-€, Zweitageskarten 12/10,-€ und Kinderkarten sind für 6/5,-€ erhältlich.

Das komplette Programm plus Anfahrt findet ihr am Ende des Artikels.

Ruft der Berg?

Wenn alle so verrückt danach sind, möchte die Freitagsgefühl Redaktion sich gerne überzeugen lassen, die Höhenangst überwinden und eintauchen in diese völlig fremde Welt vollgestopft mit Exen und Magnesia. Wo ginge das besser als an solch einem lauschigen Plätzchen? Festivals an sich laden ja geradezu dazu ein, mal komplett abzuschalten und sich wieder frei und unbeschwert wie ein kleines Kind zu fühlen. Ob das mit solch einem ungewöhnlichen Festival auch gelingt? Begleitet mich und gemeinsam finden wir es heraus! 🙂

Am meisten freut sich die Freitagsgefühl Redaktion natürlich auf das gemütliche Stelldichein am Lagerfeuer, während Abenteurer von ihren Erlebnissen erzählen und die Ideen für einen Aussteigerroman nur so aufploppen werden. Auch das Bierhumpen-Stemmen verspricht, extrem lustig zu werden – zumindest als Zuschauer! 😉

Worauf hättet ihr denn am meisten Lust?

 

Zum Vergößern bitte auf das Bild klicken:

Programm des Bergfilm-Festivals
c) P.-H. Licht: Bergfilmnacht

 

Anfahrt zum Bergfilm-Festival
c) P.-H. Licht: Bergfilmnacht

Vermüllt unsere Gesellschaft?

Ein Gastbeitrag über Menschen, Müll und Mallorca

Qualle aus Müll
c) Susanne Polzin: Mallorquinische Müllqualle

Seit anderthalb Jahren füttert die Freitagsgefühl Redaktion den Freitagsblog mit schönen, nachdenklichen und leichtfüßigen Blogartikeln – stets mit Freitagsgefühl-Effekt.
Sie hat in diesen Monaten innovative Konzepte, inspirierende Ideen und mutmachende Alltagshelden kennenlernen dürfen. Einer dieser Menschen ist Horst.

Horst und die Freitagsgefühl Redaktion haben drei Gemeinsamkeiten: Sie halten sich gerne im Coworking-Space von Rayaworx auf, sie lieben Mallorca und ihnen ist nachhaltiger Umweltschutz eine echte Herzensangelegenheit. Darum freut sich die Redaktion ungemein, dass Horst nun exklusiv für den Freitagsblog einen Gastbeitrag verfasst hat. Mitmachen und mitdiskutieren sind ausdrücklich erlaubt!

Die Meer-Fotos stammen aus der Linse von der einzigartigen Fotografin Susanne Polzin, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat und aufregende Projekte am Start hat. Ein Blick auf ihre Website rotundwild lohnt sich!

Los geht’s:

Wir sind nicht nur Bürger eines Landes, sondern vor allem Menschen dieser Erde.

Plakat Erdenbürger- Gastbeitrag von Horst Weitner
c) Horst Weitner: 20 Jahre altes Werbeplakat

Diese schönen Zeilen habe ich 1997 in einem Geschäft in Hamburg entdeckt. Eine Kette für Bio Produkte hatte es im Schaufenster hängen. Ich habe das Plakat sofort käuflich erworben und seitdem begleitet es mich. Heute hängt es in meinem Wohnzimmer auf Mallorca.

Ja und das war nun vor 20 Jahren, aber ich denke dieses Thema ist und bleibt immer aktuell. Hm, ach, ich weiß nicht so recht. Hat es uns Menschen wirklich erreicht?

Ja viele bestimmt, da bin ich sicher. Ich bin mir aber auch sehr sicher, dass wir leider nur eine Handvoll sind, leider, schnieff. Und ich möchte, dass es mehr werden.

Aber warum erzähle ich das und wer bin ich überhaupt?

Mein Name ist Horst, ich bin Jahrgang 52 und bin ein Hamburger Jung. Vor zwei Jahren hat es mich nach Mallorca verschlagen.

Hier lässt es sich sehr gut leben. Nicht nur weil es wärmer ist, sondern weil es eine wunderschöne Insel ist. Es ist alles da.

Ja wunderschön, allerdings gibt es wie überall auf der Erde auch hier Schwierigkeiten..

Vermüllt Mallorca?

Eines der größten Herausforderungen dieser Insel ist der Massentourismus und die damit verbundenen Probleme, wie die Wasserversorgung und der anfallende Müll. Beide Themen sind eng miteinander verbunden.

Die meisten Haushalte auf Mallorca werden mit Stadtwasser versorgt. Ein großer Teil des Wassers wird aus dem Meer gewonnen und entsalzt. Problematischer Nebeneffekt davon ist, dass aus 100 Litern Meereswasser 40 Liter Gebrauchswasser werden, also fließen 60 Liter ins Meer zurück, hoch versalzen.

Dieses Gebrauchswasser hat keine Trinkwasserqualität, daher kaufen die Inselbewohner und die Touristen Trinkwasser. Und nun? Dieses Wasser ist in Plastikflaschen abgefüllt und somit entsteht ein monströser Berg an Plastikmüll,  ein Riesenproblem für die Insel.

 

  Mallorca macht’s vor! 5 Ideen zur Müllvermeidung

Es gibt viele gute Gedanken und Ansätze, hier ein paar Anregungen aus Mallorca:

Qualle aus Müll
c) Susanne Polzin: Qualle aus Müll auf Mallorca
  • Weniger kleine Flaschen kaufen, sondern große, es gibt in den Märkten Acht-Liter-Flaschen. Im Fachhandel gibt es für diese Flaschen Pumpaufsätze, sodass man nicht für jedes Glas Wasser die  Flasche heben muss.
  • Ich habe ein Hotel in Cala Llombards ausfindig gemacht, in dem die Urlauber ihre Plastikbadeartikel nach ihrem Urlaub abgeben können. Diese werden in einem Raum aufbewahrt und die nächsten Urlauber können sich hier bedienen.
  • Die Gemeinden könnten an den Stränden kleine Hütten aufstellen, wo Urlauber ihre Strandartikel aus Plastik nach dem Ferien ablegen können. Die nächsten können sich dann hier kostenlos bedienen und die Sachen würden nicht im Müll oder gar im Meer landen. Vermeidung vor Recycling (Wiederverwenden) schon beim Kauf!
  • Mitnahme von Getränken oder Essen in wiederverwendbaren Flaschen/Behältern – gleiches gilt für Kosmetika, Duschgel und Shampoo (besser umfüllen statt kleine Sonderausgaben, die dann auf Mallorca weggeworfen werden).
  • Plastikflaschen vor dem Einwurf in dem Sammelcontainer zusammendrücken, damit sie weniger Platz wegnehmen.

Das kannst DU tun!

Horst Weitner gegen den Müll!
c) Horst Weitner

Das Wichtigste: Schütze die Dinge, die dein Leben doch häufig so schön machen.
Versuche, deine Umwelt zu schonen – es gibt immer noch andere Möglichkeiten; die einfachste ist nicht immer die beste.
Sei kreativ wie ich, das ist gut für Dich und für deine Umwelt.

Eigentlich wissen die meisten, dass wir mit hohem Tempo auf eine Wand zurasen. Ökonomisch und/oder ökologisch, wenn wir unsere Lebensweise nicht grundlegend ändern. Sich das schönreden, heißt aufgeben – aufgeben, weil man die Realität nicht aushält? Das ist zum Scheitern verurteilt.

Wertschätzung für Kätzchen, Menschen und Meere

Findelkätzchen Horsti aus dem Müll
c) Horst Weitner: Findelkätzchen Horsti aus dem Müll

Übrigens bei der Recherche für diesen Artikel bin ich Pate für ein Katzenbaby geworden. Ich habe es auf dem Müllplatz gefunden. Der kleine heißt Horsti und lebt jetzt bei Cinzia, die in Llucmajor  eine Katzenstation betreibt: Website der Katzenstation Un techo para gatos callejeros

In Deutschland wurde Anfang der 2000er Jahre das Pfandsystem eingeführt. Dies hat dazu geführt, dass Getränkeverpackungen nicht mehr einfach so weggeworfen werden. Das Problem an sich hat es jedoch nicht gelöst. Den Bürgern wurde die Verantwortung für ihren Plastikmüll genommen, und hat dazu geführt, noch verantwortungsloser mit Plastik umzugehen, da man es ja guten Gewissens zurückgeben kann.
Ergebnis: Mit 11,7 Tonnen verbraucht Deutschland so viel Plastik wie kein anderes Land in Europa.

Wer es nicht glauben mag: Der Bayrische Rundfunk widmetet dem Thema einen packenden Beitrag in der Sendung QUEER. 

Ich finde es wichtig, dass wir Erdenbürger viel mehr Erdenbürger werden und die gesamte Welt betrachten und nicht nur vor unserer Haustür kehren. Lassen wir doch einfach los und kümmern uns selbst um die Probleme, die unser Zuhause (die Erde) hat. Immer nach der Obrigkeit zu rufen hat noch nie geholfen. Fangen wir bei uns an, sonst wird das nichts mit einem sauberen Meer und weniger Müll.

 

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Hast Du eigene Ideen? Schreib mir gern oder hinterlasse hier einen Kommentar.

Auf jeden Fall hat es mich gefreut, das Du es gelesen hast.

Du findest mich auf Facebook unter Horst Dieter Weitner oder Horst Weitner.

Liebe Grüße

Euer Horst.

Dankeschön Horst!
Deine Freitagsgefühl Redaktion.